„Bindung“ durch partnerschaftliche Zusammenarbeit
Wie wirken sich die aktuellen Zusammenschlüsse in der Chemiebranche auf Industrie-Dienstleister aus? Ein Interview mit Infraserv-Geschäftsführer Dr. Joachim Kreysing.
14.06.2017, Interview mit Dr. Joachim Kreysing / Infraserv Höchst, geführt von Julia Hoscislawski / Frankfurt Business Media
Dr. Joachim Kreysing
Geschäftsführer von Infraserv Höchst
Herr Dr. Joachim Kreysing, 2016 stand im Zeichen des Super-Deals zwischen den Chemieriesen Bayer und Monsanto, Chemchina und Syngenta sowie Linde und Praxair. Wie schätzen Sie diese Branchenentwicklungen ein?
Der Trend, Wachstum durch Zusammenschlüsse, Kooperationen und Übernahmen zu erreichen, ist nicht neu und setzt sich weiter fort. Gegenwärtig sind die Rahmenbedingungen hierfür günstig, auch auf dem Kapitalmarkt. Ich glaube, es wird weitere Entwicklungen in diese Richtung geben.
In welchen Bereichen spielen Zusammenschlüsse für Standortbetreiber wie Infraserv Höchst eine Rolle?
Standortbetreiber müssen sich mit den Anforderungen ihrer Kunden weiterentwickeln und ihr Service-Portfolio entsprechend managen. Das ist für Infraserv Höchst nichts Neues. Im Industriepark Höchst haben wir rund 90 Standortgesellschaften, bei denen es immer wieder Veränderungen gibt. Es gehört zu den Mindestanforderungen an ein Industrie-Dienstleistungsunternehmen, auf solche Veränderungen reagieren zu können. Als Infraserv Höchst sehen wir unsere Aufgabe allerdings eher darin, Veränderungsprozesse auch im Sinne des Kunden aktiv zu gestalten und zusätzliche Optimierungspotenziale zu erschließen. Bei Zusammenschlüssen, Fusionen und Übernahme geht es in der Regel naturgemäß nicht zuletzt um Synergieeffekte. Dabei stehen die Sekundärprozesse in der Regel nicht im Fokus. Doch gerade bei den vielen Leistungen rund um das eigentliche Kerngeschäft der produzierenden Unternehmen steckt viel Effizienzsteigerungspotenzial. Deshalb sehe ich in jedem Zusammenschluss oder in jeder Übernahmen auch eine Chance, den Betrieb von Standorten zu optimieren – eine Chance für uns als Dienstleister, aber vor allem auch für den Kunden. Flexible Betreibermodelle können die operative Umsetzung einer Fusion ganz wesentlich unterstützen. Wenn es darum geht, an verschiedenen Standorten Infrastrukturleistungen zu bündeln und zu standardisieren, ist die Beteiligung eines professionellen Dienstleisters mitunter der beste Weg.
„Bei Zusammenschlüssen, Fusionen und Übernahme geht es nicht zuletzt um Synergieeffekte. Dabei stehen die Sekundärprozesse in der Regel nicht im Fokus. Doch gerade bei den vielen Leistungen rund um das eigentliche Kerngeschäft der produzierenden Unternehmen steckt viel Effizienzsteigerungspotenzial.“
Dr. Joachim Kreysing
Welche Bedeutung hat das Thema Bindung für die Zukunft des Industrieparks Höchst?
Den Begriff kann man in viele verschiedene Richtungen interpretieren. „Kundenbindung“ ist vielleicht für ein Dienstleistungsunternehmen besonders naheliegend, wobei mir der Begriff eigentlich nicht gefällt. Ich möchte einen Kunden nicht binden, sondern partnerschaftlich kooperieren und im Interesse beider Seiten das Optimum bewirken. Eigentlich geht es mehr um die VER-Bindung von Kunde und Dienstleister, von Produzent und Standortbetreiber. Je intensiver diese Verbindung ist, je besser, direkter und vertrauensvoller beide Partner kooperieren, umso größer ist der Mehrwert. Im Industriepark Höchst ist diese Verbindung in den meisten Fällen historisch gewachsen und sehr intensiv. Wir kennen die Prozesse und die spezifischen Anforderungen unserer Kunden und können aufgrund unserer Marktkenntnis auch Veränderungen aktiv begleiten. Das bringt viele Vorteile mit sich.
Welche Strategie verfolgen Sie bei der Bindung der richtigen Köpfe/Mitarbeiter an Ihr Unternehmen?
Da gibt es viele verschiedene Ansatzpunkte. Wir bieten ein sehr vielseitiges, attraktives Arbeitsumfeld und können unseren Mitarbeitern entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten anbieten. Dazu gehört unter anderem auch die Möglichkeit, bei unserer Tochtergesellschaft Provadis beziehungsweise der Provadis-Hochschule berufsbegleitend zu studieren und international anerkannte Bachelor- oder Masterabschlüsse zu erwerben. Mindestens genauso wichtig ist aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die wir durch flexible Angebote unterstützen. Gerade für junge Menschen ist das ein zentrales Thema. Aber uns sind auch die älteren, erfahrenen Mitarbeiter wichtig. Zu unserer Unternehmensphilosophie gehören auch viele verschiedene Gesundheitsangebote, die dazu beitragen, dass unsere Mitarbeiter fit und leistungsfähig bleiben.
Der Artikel erschien ursprünglich 2017 in der perspectives #4, Themen-Special: Bindung
Bildquelle Stage: Infraserv GmbH & Co. Höchst KG / infraserv.com